Duisburg Obermarxloh: Pfarrerin Birgit Brügge geht in den Ruhestand

Die Wohnung der Pfarrerin Birgit Brügge liegt mitten im Gemeindekomplex mit Lutherkirche und Familienzentrum der Evangelischen Bonhoeffergemeinde Marxloh-Obermarxloh. Deshalb kann sie sich über mangelnde menschliche Kontakte auch nie beklagen. Schon morgens früh, wenn sie sich zu einer Beerdigung aufmacht, stehen die Kitakinder am Zaun neben ihrer Garage und merken kritisch an: „Du bist aber heute hässlich angezogen, ganz schwarz, wo gehst du denn jetzt hin?“

„Man ist in diesem Beruf sehr nahe an den Menschen dran und begleitet sie von der Geburt bis zum Tod“, sagt Brügge nachdenklich. Am 22. Mai hat sie ihren letzten Arbeitstag. Danach geht sie in den Ruhestand. Sie hat ganze 38 Jahre in Duisburg verbracht, die meisten davon in der Gemeinde Obermarxloh. Als sie damals anfing, kam sie mit mehreren jungen Kollegen und Kolleginnen mitten in einen Generationenwechsel. „Der Evangelische Kirchenkreis Duisburg Nord war personalmäßig richtig ausgetrocknet, wir sind damals mit acht Leuten hergekommen“, erinnert sie sich. Aussuchen konnten sich die jungen TheologInnen ihre neuen Wirkungsstätten nicht. „Stadt oder Land, das durften wir bei der Landeskirche angeben, aber man wurde dahin geschickt, wo Leute gebraucht wurden“. Brügge kannte Duisburg aus einem Praktikum und dachte, das könnte passen. „Als Kölnerin kam mir die offene und direkte Art der Duisburger entgegen und ich hatte tatsächlich nie Grund, die Entscheidung für diesen Beruf und diese Stadt zu bereuen,“ sagt sie. Dazu trug bei, dass man unter KollegInnen eine gute Aufteilung der Aufgaben hinbekam. Brügge, die immer gerne mit Kindern gearbeitet hat, konnte sich auf dem Gebiet weit über ihre Gemeinde hinaus im Kirchenkreis und der Landeskirche engagieren. „Auf die Art habe ich oft neue Impulse und neue Lieder mit in die Gemeinde gebracht,“ erzählt sie und schmunzelt, „man läuft ja Gefahr sich selbst und andere zu langweilen, wenn man nicht für neue Anregungen sorgt.“

Sie traf in der Gemeinde auf Menschen, die nicht nur von ihr Tatkraft erwarteten, sondern auch selber bereit waren, ihre Kräfte einzusetzen und mitzugestalten. Gemeinsam schaffte man auch schwierige Projekte, wie die Gemeindefusion zwischen Marxloh und Obermarxloh mit neuen Schwerpunkten und großen Umbauten im Obermarxloher Gemeindezentrum. „Ich hätte das vorher nicht für möglich gehalten, wie so eine bauliche Veränderung neuen Schwung in das Gemeindeleben bringen kann“, hat sie festgestellt.

Am 15. Mai um 15 Uhr ist in der Obermarxloher Lutherkirche ihr offizieller Abschiedsgottesdienst. Und am 22. Mai wird sie den Jahrgang der Schulanfänger aus der Kita feierlich in einem Gottesdienst verabschieden. Das wird ihr letzter Arbeitstag sein und auch ihre letzte Amtshandlung. Zwar geht auch sie nicht so ganz, weil sie noch voraussichtlich bis Ende des Jahres 2023 in ihrer Dienstwohnung bleiben wird. „Aber ich werde allen Anfragen widerstehen, ob ich hier noch eine Taufe mache oder eine Hochzeit. Das sollte man den Nachfolgern nicht antun, sich immer noch in alles einmischen“, findet sie. Wie es in der Gemeinde weitergeht, ist aber noch nicht raus. Im nächsten Jahr wird auch Brügges Kollege Pfarrer Lauer von den Marxloher Kreuzeskirche in den Ruhestand gehen. Danach ist nur noch Pfarrerin Humbert übrig. Spätestens dann muss sich geklärt haben, wie viele Pfarrstellen es künftig für die etwa 5500 Christen der Bonhoeffergemeinde geben kann.

Birgit Brügge freut sich, dass sie sich schrittweise an ihren Ruhestand gewöhnen kann. Später zieht sie dann nicht allzu weit weg, in die Dinslakener Innenstadt. Aber bis es soweit ist, wird sie auch weiter mit viel Freude den Kitakindern schon am frühen Morgen ihre drängendsten Fragen beantworten.

Text: Sabine Merkelt-Rahm

Infos zur Gemeinde gibt es im Netz unter www.bonhoeffer-gemeinde.org.

Das Bild zeigt Pfarrerin Birgit Brügge bei ihrer Ordination 1985 – zusammen mit dem damaligen Superintendenten des damaligen Evangelischen Kirchenkreises Duisburg Nord, Karl-Wolfgang Brand, und mit ihrem damaligen Kollegen, Pfarrer Armin Schneider (links), der später Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg wurde (Foto: Andreas Probst).

 

 

  • 6.5.2022
  • Rolf Schotsch
  • Andreas Probst