„Meine Güte, wie die Zeit vergeht““ lacht Marianne Ziemer. Sie hat die Entstehung des Altenclubs der Evangelischen Kirchengemeinde Neumühl hautnah miterlebt und ist schon als junge Frau dort eingestiegen. „Der Zusammenhalt und das Miteinander der jungen und der alten Gemeindeglieder hatte bei uns schon immer einen hohen Stellenwert“, sagt sie. Nun besteht der Altenclub der Gemeinde stolze 50 Jahre.
Heute ist sie mit inzwischen 74 Jahren immer noch eine der Jüngeren in der fröhlichen, lebhaften Gemeinschaft der älteren Jahrgänge und ist ideenreich und aktiv in der Leitung des Altenclubs tätig, gemeinsam mit Renate Florian (84), die seit gut 12 Jahren „Chefin der Gemeindesenioren“ ist.
Marianne Ziemer erinnert noch gut an das Jahr 1973. Da platzte die Frauenhilfe der Gemeinde aus allen Nähten und man hat sich deshalb entschieden, zusätzlich einen Altenclub ins Leben zu rufen. So gab es ab 1974 zwei aktive Gruppen, die sich zwar gegenseitig unterstützten, aber dennoch eigene Angebote auf den Weg brachten.
Zum Altenclub gesellten sich auch schnell einige „Herren der Schöpfung“ hinzu und auch jüngere Gemeindeglieder, die helfend und zupackend mit von der Partie waren. „In den Anfängen waren wir im Altenclub gut 50 Neumühler, die den Umbruch im Stadtteil, den Abriss vieler alter Zechenhäuser, die zahlreichen Neubauten, die Umgestaltung der Straßen und den Zuzug vieler Neubürger mit gemischten Gefühlen begleitet haben“, erinnert sich Marianne Ziemer. Da tat der Austausch in der Gruppe allen ganz gut.
„Was gut war bewahren und aufgeschlossen gegenüber Neuem sein“ war die Devise. Betreut und begleitet von der damaligen Gemeindeschwester Annegret Tacke traf man sich jede Woche zum Klönen, Kaffee trinken, Basteln, Spielen, Singen, Backen, Kochen und Essen. Man organisierte Tagesausflüge und kleinere Reisen. Man wuchs zusammen. Als Schwester Annegret die Gemeinde verließ und in ihr Stammhaus nach Kaiserswerth zurückkehrte, besuchte man sie regelmäßig dort, bis heute, denn der Kontakt ist nie abgebrochen.
Jetzt lacht Marianne Ziemer erneut: „Ich bin im Altenclub alt geworden und fühle mich in der tollen Gemeinschaft immer noch jung, denn die tatkräftige Mitarbeit dort hält mich fit.“ Renate Florian nickt und ergänzt: „Zu tun und zu erleben gibt’s hier immer was.“ Jetzt sprudelt es aus beiden hervor: „Jeden Mittwoch treffen wir uns von 14 bis 16 Uhr in unserer Gnadenkirche am Neumühler Markt. Und wie damals singen wir, quatschen miteinander, erfreuen uns am Bingo oder nähen. Letzteres allerdings nicht mehr für die früheren, fast legendären Gemeindebasare, sondern für die Familie und unsere Gemeinschaft.“
„Es gibt wohl kaum einen Menschen in unserem Umfeld, der nicht unsere Kult-Socken hat“, schmunzelt Renate Florian. Diese finden auch als Geburtstagsgeschenke dankbaren Zuspruch. „Und alle 14 Tage essen wir gemeinsam“, betont Marianne Ziemer, denn nicht nur die Liebe geht bekanntlich durch den Magen, sondern auch die Gemeinschaft.“ Zuerst steht der Einkauf an, dann das Vorbereiten und Kochen, gefolgt von der Tischdeko und dem Eindecken.
„Alles schmeckt immer lecker“, betont Renate Klimke. Die „Noch-79-Jährige“ ist erst seit einigen Monaten im Altenclub an Bord, hat sich bestens eingelebt, fühlt sich hier wohl und hervorragend aufgehoben. Sie hilft den beiden Leiterinnen nach Kräften. Jetzt ist sie es, die laut lacht: „Mit der Kaffee- und Spülmaschine bin ich schon auf Du und Du.“
„Wir sind kein interner, geschlossener Zirkel, sondern eine offene fröhliche Runde, die sich über Zuwachs freuen würde“, sagen alle drei. Wer Lust und Laune hat, kann mittwochs gerne mal reinschnuppern. Leute ab 50 Jahren würden der gut 40-köpfigen Gemeinschaft gut tun, denn die meisten sind schon an die 80 und darüber hinaus. Drei von ihnen haben die 90 sogar überschritten.
Auch bei den Gemeindeveranstaltungen wie Turmcafé oder das gemeinsame Sommerfest mit dem benachbarten Wohnheim der Amalie Sieveking-Gesellschaft ist der Altenclub engagiert mit von der Partie. Und nach wie vor gibt es Ausflüge und Reisen. „Knapp 15 von uns fahren im Juni wieder für einige Tage nach Norddeich, um sich den blanken Hans um die Nase wehen zu lassen“, berichtet Marianne Ziemer. Auch das gehört schon zur guten Tradition im Neumühler Altenclub.
Danach geht es dann an die Vorbereitungen einer kleinen, aber feinen und vor allem fröhlichen Feier zum „50sten“ mit Ausblick und Rückblick. Jetzt zeigen die drei auf den großen Stapel alter Fotos, Zeitungsberichte und Erinnerungsstücke. Wie sagte Marianne Ziemer am Anfang unseres Gespräches doch so treffend: „Meine Güte, wie die Zeit vergeht…!“
Text: Reiner Terhorst; Infos zur Gemeinde gibt es im Netz unter www.ekir.de/neumuehl.
Das Bild zeigt Renate Florian, Renate Klimke und Marianne Ziemer (v.l.), die für das Jubiläum Fotos und Zeitungsberichte sichten ( Foto: Reiner Terhorst).