Am 19. Februar 2025 war zum vierten Mal des rassistischen und muslimfeindlichen Anschlags in Hanau 2020 zu gedenken. In Duisburg-Hochfeld in der Pauluskirche führten die Alevitische Gemeinde Duisburg, das Anti-Rassismus Informations-Centrum ARIC e.V., die DITIB Muradiye Moschee, die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş, Ortsverein Duisburg-Hochfeld e.V., die Katholische Gemeinde Liebfrauen, das Muslimische Familienbildungszentrum MINA e.V. und die Evangelische Gemeinde Hochfeld-Neudorf eine gemeinsame Gedenkveranstaltung durch. Der zusammen entworfene Text: „Fünf Jahre danach – und immer noch keinen Schritt weiter, eher zurück“ wurde gemeinsam vorgetragen. Danach wurde aus dem Heiligen Koran, der Bibel und dem Alevitischen Gülbank gelesen und gebetet. Im Anschluss gab es ein gemeinsames Abendessen.
Beim gemeinsamen Aufräumen und Nachbesprechen entstand die Idee, die religiöse Zusammenarbeit um eine gemeinsame Feier des Fastenbrechens im Ramadan zu erweitern.
Gesagt, getan. Nur fünf Wochen später, am 28.März 2025, füllten über 200 Menschen die Pauluskirche zum Iftar Together. Das islamisch albanische Kulturzentrum Xhamia Drita, das bosnische Sandzak Kulturzentrum e.V., und die türkeistämmigen DITIB Muradiye Moschee und Islamische Gemeinschaft Millî Görüş Ortsverein Hochfeld, sowie die Evangelische Gemeinde Hochfeld-Neudorf hatten alle Hochfelderinnen und Hochfelder herzlich zum gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen: „Egal, ob ihr fastet oder nicht – lasst uns gemeinsam den Zauber des Ramadans erleben, einen Abend gelebter Gemeinschaft, inspirierender Gespräche und kulinarischer Köstlichkeiten. Lasst uns gemeinsam eine neue Tradition in unserem Stadtteil ins Leben rufen!“
Dank der Förderung aus dem Verfügungsfond Hochfeld konnte die Planung rasch Realität werden.
Vor dem gemeinsamen Feiern stand die gemeinsame Arbeit: Mit Tischen und Bänken aus DITIB-Beständen schafften ehrenamtliche Helfer ausreichend Platz in der Pauluskirche. Zwei Buffets wurden aufgebaut, an denen muslimische Frauen nach Sonnenuntergang aus riesigen Kesseln selbstgekochte Suppe, Reis und Fleisch verteilten und anschließend die süßen Köstlichkeiten. Auf allen Tischen lagen Datteln und Brot. In der Sakristei lagen Teppiche zum Gebet bereit.
Vor dem Fastenbrechen begrüßte Pfarrer Martin Hoffman, Evangelische Gemeinde Hochfeld-Neudorf, mit der treffenden Ansage: „Wir brauchen uns nicht vorzustellen, wir kennen uns aus der Zusammenarbeit an den Problemen unseres Stadtteils.“ Trotzdem stellten Tolga Avkapan, Sekretär der DITIB türkisch islamischen Gemeinde zu Duisburg – Hochfeld, Can Cataloluk, IGMG Ortsverein Hochfeld und Asmir Halilovic, Sandzak Kulturzentrum ihre Gemeinden kurz vor. Imam Niyazi Burak Selcuker von der Muradiye Moschee ließ den Ezan (Gebetsruf) erklingen und folgte mit einem innigen Dankgebet zum Fastenbrechen.
Die Kirche war während alldem erfüllt von festlicher Stimmung und guter Laune der zahlreichen anwesenden Familien. Kinder durften herumlaufen oder entdeckten mit ihren Eltern Nebenräume und Galerie der Kirche.
Nach dem Essen war wieder die Geschwindigkeit beeindruckend, mit der eingespielte ehrenamtliche Teams der Veranstalter abbauten, aufräumten und saubermachten, bis die Kirche für den Gottesdienst am Sonntag wieder bereitstand. Das war geradezu ein Flying Dinner.
Für das Ziel der Veranstalter, gemeinsam eine neue Tradition im Stadtteil ins Leben zu rufen, war dieses Iftar Together in der Pauluskirche ein gelungener Auftakt.
Text: Sören Asmus, Pfarrer im Dialogreferat des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, Foto: Pfarrer EunPyo Lee