Vor dem vergangenen Wochenende gab es emsige Betriebsamkeit in der Kirche der Evangelischen Gemeinde Duisburg Obermeiderich. Die Gottesdienstbestuhlung musste raus, 30 Biertischgarnituren wurden stattdessen im Kirchraum aufgebaut. Die Vorbereitungen galten einem besonderen Gast. Der mehrfache deutsche Quizmeister Sebastian Jacoby, bekannt vor allem aus der Fernsehsendung „gefragt-gejagt“ kam in Obermeiderich vorbei und natürlich hatte er ein Quiz in der Tasche. Der Tipp, Jakoby um einen gemütlichen Quizabend zu bitten, kam von der Kirchmeisterin der Gemeinde. Ulrike Wehner hat Kontakte zu Jakoby, der in Duisburg lebt und als Controller in der Stahlindustrie arbeitet. „Für ihn ändern wir heute unseren Gemeindeslogan“, begrüßt Pfarrerin Sarah Süselbeck am Freitagabend den Herrn der Fragen, „Sonst heißt es ja Obermeiderich…wo Gott zuhause ist. Heute heißt es Obermeiderich…wo der Quizgott zuhause ist.“ Die 30 Vierer- bis Sechserteams empfangen Jakoby mit viel Vorfreude und Applaus. Der erklärt kurz und knackig die Regeln. „Bitte nicht googeln, dies ist ein Wettbewerb der Gehirne, nicht der Geräte“, sagt er schmunzelnd, und merkt an, dass immer Vor- Nachname aufgeschrieben werden sollten, wenn es in den Fragen um Personen geht. Acht Quizrunden in zwei Blöcken kündigt er an und verspricht auch ein paar spezielle Meiderich-Fragen. Alle die an dieser Stelle zufrieden „Heimspiel“ murmeln, sollen noch schwer ins Grübeln geraten. Zu Beginn gibt es eine Bilderrunde, zur Auflockerung der Gehirnzellen. Leckere Desserts sind auf ausgeteilten Blättern abgebildet, aber welche genau? Das Rate-Team der Theologinnen um Gastgeberin Süselbeck schwankt bei einem Kuchenstreifen zwischen Bienenstich (aber wo sind die gehobelten Mandeln?) und Butterkuchen (gehört da wirklich gelbliche Creme rein?) Und die drei schaumigen Hügel in der Auflaufform, was mag das bloß sein? Sehen so Salzburger Nockerln aus? Die werden im Ruhrgebiet, ähnlich wie Dresdener Eierschecke, eher selten serviert, deshalb sind die ratlosen Glaubensfrauen auf Vermutungen angewiesen. Das geht nicht nur ihnen so. Gerade die locker eingestreuten Meiderich-Fragen verursachen bei etlichen Teams erhebliche Das-müsste-ich-doch-wissen-Gefühle.
Aber: Wie hieß der erste Bürgermeister der Stadt Meiderich, nach dem die Basarstraße benannt ist? Das ist ja simpel! Von der Mark. Vorname? Ach du Schreck! Keine Ahnung. In der Quizpause gibt es Frikadellen und Würstchen zur Stärkung. Die Teams diskutieren lebhaft ihre Vermutungen. Mit welchem Beruf stellt James Bond sich bei seinen geheimen Missionen vor? Ornithologe? Echt jetzt? Und wie heißt denn nun der Bürgermeister von der Mark mit Vornamen? Ungeduldige googeln nun doch ihre Zwischenergebnisse. Karl heißt der Kerl, wer hätte das geahnt?
Während sich die Teams stärken, korrigiert Jakoby in beeindruckender Geschwindigkeit die Ergebnisse der ersten vier Raterunden. „Ich muss mich ranhalten, 30 Teams sind ganz schön viel für so einen Abend“, sagt er ohne aufzublicken und trägt weiter in Höchstgeschwindigkeit frisch addierte Ergebnisse in seine Liste ein. „Da merkt man den Controller“, stellt Kirchmeisterin Wehner beeindruckt fest. Die Gemeindeleitung hat für den Quizabend 200 Euro ausgelobt. Das Siegerteam darf die Summe an einen gemeinnützigen Zweck eigener Wahl spenden. Und der Quizgott hat sich endgültig die Sympathien aller anwesender Meidericher gesichert als er verkündet: „Ich lege aus meiner Gage noch mal zweihundert Euro drauf.“
Am Ende eines sehr vergnüglichen Abends haben bewährte Kräfte die Nase vorn. Das Team rund um die quizerfahrene Kirchmeisterin bringt den Sieg nach Hause und spendet die 400 Euro für „Heiligabend gemeinsam“. In diesem Jahr wird am 24. Dezember zum zweiten Mal im Gemeindezentrum eine große Feier für alle Menschen ausgerichtet, die am Heiligen Abend nicht gerne alleine bleiben möchten. Aber auch die letzten auf der Auswertungsliste von Sebastian Jakoby gehen nicht leer aus. Das punktarme Team „Ruhrpottkinder“ bekommt unter allgemeinem Beifall keine rote Laterne, sondern ein sehr viel praktischeres Glas saure Gurken überreicht.
Infos zur Gemeinde gibt es im Netz unter www.obermeiderich.de.
Text: Sabine Merkelt-Rahm; zum Bild: Viele Rateteams quizzten für den guten Zweck in der Evangelischen Kirchengemeinde Obermeiderich, Foto: Michael Rogalla