Können uns Frauen aus Schriften und Geschichten auch heute noch ein Vorbild sein? – Mit dieser Frage beschäftigten sich am 5. April Christinnen und Musliminnen der interreligiösen Initiative „Frauen aller Länder laden ein“ bei ihrem ersten Themenabend in Präsenz nach der Coronapause. Die eindeutige Antwort der rund 50 Anwesenden: Ja, auf jeden Fall!
„Diese Themenabende sind etwas ganz Besonderes“, bedankten sich viele der Besucherinnen bei den Gastgeberinnen am Schluss der Veranstaltung im Gemeindesaal von St. Barbara. Was die Frauen an diesem Treffen erneut so faszinierte, das war der von großer Offenheit, Rücksicht und Toleranz getragene Dialog, den die Frauen hier pflegen. Und das, obwohl sich viele der Tischgefährtinnen an diesem Abend zum ersten Mal begegnet waren. „Genau das war und ist unser Ziel. Wir wollen mehr voneinander erfahren, wollen gemeinsam herausfinden, was uns eint und was uns trennt“, betonte stellvertretend für alle Frauen der Initiative Ayten Keser vom Empathie e.V. Und Edith Bauer von der evangelischen Friedenskirche in Duisburg-Hamborn ergänzt: „Nur so wird es gelingen, Vorurteile abzubauen und uns als Frauen über alle Grenzen von Religion oder kultureller Herkunft hinweg zu begegnen und auch gegenseitig zu stützen.“
Kaum zu glauben, aber wahr: Beim Themenabend von „Frauen aller Länder laden ein“ lernten die Teilnehmerinnen tatsächlich vier Frauen persönlich kennen, deren Lebensgeschichten weit in die Vergangenheit reichen. Möglich wurde dies durch kurze Anspiele, in denen vier Frauen aus dem Vorbereitungskreis in die Rolle historischer Persönlichkeiten schlüpften und in der Ich-Form über deren Leben erzählten. Zu Wort kamen auf diese Weise Maria Magdalena, eine Weggefährtin von Jesus Christus, Hatice, die Frau des Propheten Mohammed, Anna Dengel, Ärztin und Ordensgründerin der Missionsärztlichen Schwestern sowie Hagar, Dienerin von Sarah und Mutter von Ismael, dem Erstgeborenen Abrahams.
Jede dieser Geschichten ließ eine Frau lebendig werden, deren Leben geprägt war von Mut und großer Beharrlichkeit trotz häufig sehr schwieriger Verhältnisse, in denen sie lebte. Dass diese „Frauen aus Schriften und Geschichten“ sich trotz der Widrigkeiten unermüdlich für ihre Überzeugungen einsetzten, das fanden die Teilnehmerinnen alle sehr imponierend. „Diese Frauen können uns tatsächlich auch heute noch ein Vorbild sein“, so die einhellige Meinung aller Gesprächsgruppen bei den anschließenden Tischgesprächen.
Dass das erste Treffen der Initiative „Frauen aller Länder laden ein“ dieses Jahres ausgerechnet im April stattfand, hatte übrigens seinen guten Grund. Denn anders als in vielen anderen Jahren, überschnitten sich 2022 die christliche Fastenzeit und der muslimische Ramadan im April für zwei Wochen. Und so konnten die Frauen am 5. April nach den thematischen Impulsen und den intensiven Tischgesprächen im zweiten Teil der Veranstaltung auch wieder gemeinsamen das abendliche Fastenbrechen begehen.
Foto und Pressemitteilung vom 13.4.2022, Eva Wieczorek-Traut, Kath. Stadtkirche Duisburg (https://www.stadtkirche-duisburg.de)