Im Außengelände des Duisserner Kindergartens neben der Lutherkirche springt laut der Kantenschneider an. Vor der großen Feier „70 Jahre Lutherknirpse“ – am 2. September steigt das Fest – wird der Garten hübsch gemacht. Die Einrichtungsleiterin Diana Walter bittet die emsigen Gärtner um Schonung für die üppig blühende Insektenwiese. „Bitte nicht unser Bienenfutter abmähen“, sagt sie. Sie genießt selber kurz das Summen und Brummen vor dem großen Insektenhaus inmitten von Kapuzinerkresse, Sonnenblumen und Kamille. „Das ist doch ein Träumchen hier“ sagt sie und strahlt. Im Naschgarten nebenan sind die Zuckerschoten und die Erdbeeren schon aufgefuttert. „Leider hat es uns dieses Jahr die Kartoffelernte verregnet, letztes Jahr haben wir da mit den Kindern leckere Chips draus gemacht“ bedauert sie.
Walter leitet die Einrichtung in der Trägerschaft des Evangelischen Bildungswerkes Duisburg erst seit drei Jahren. In der Zeit ist viel passiert. Die 70 Kinder werden von den 13 Fachkräften nicht mehr in festen Gruppen betreut, wie früher. Mit dem offenen Konzept haben Funktionsräume die einstigen Gruppenräume abgelöst. Forscherraum, Rollenspielraum, Kreativwerkstatt und Bibliothekszimmer lassen den Kindern mehr Entscheidungsfreiheit darüber, was sie als nächstes tun und entdecken wollen und stärken das soziale Miteinander. Ein Lutherknirps hat gerade eine brennende Frage. „Was machen die Männer da auf der Wiese?“ will er von Walter wissen. Die ermutigt seinen Forschergeist. „Geh mal rüber und frage ganz genau nach, was die da tun und warum.“ Schon ist der kleine Entdecker unterwegs, um ein paar Löcher in die Gärtnerbäuche zu fragen. „Zieh die Strümpfe auch aus, barfuß ist doch viel schöner “, schlägt Diana Walter einer Kleinen vor, die sich auf panierten Socken den Matschbächlein nähert, das um den Kletterhügel plätschert.
Das neue Konzept gewährt den Kindern viel Bewegungsfreiheit, erwartet aber auch vom Team der Lutherknirpse eine hohe Flexibilität. Mit dem Walkie-Talkie verständigen sich die Mitarbeitenden im Garten und der Cafeteria gegenseitig darüber, ob auch alle Knirpse aus dem Außenbereich zum Mittagessen eingeladen worden sind. Jedes Kind, das schon gegessen hat, lädt ein anderes ein, seinen Platz am Tisch einzunehmen.
„In unserem bunten Team ziehen zum Glück alle super mit“, sagt Diana Walter. Anders wäre die Zertifizierung zur fairen Kita, das offene Konzept, die Aufgaben als Familienzentrum, die Kleidertauschbörse, das Elterncafé und das Kinderparlament nicht zu schaffen. Tablets haben inzwischen die alten Gruppenbücher abgelöst. Die Kinder werden morgens an dem zentralen Rezeptionstisch mit der bunter Fahrradklingel empfangen, wo auch das schwarze Brett mit den Elternnachrichten hängt. Erst danach ziehen sie sich ohne Eltern in ihrem eigenen Tempo aus. „Das entzerrt schon manches“, weiß die erfahrene Einrichtungsleitung. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob man sich ausziehen muss, weil Papa es eilig hat, oder sich ausziehen will, weil die Verkleidungsecke im Rollenspielraum lockt.
Die Lutherknirpse wünschen sich einen ganz großen Spiegel für den Bewegungsraum. Dafür versteigern sie am 2. September auf dem Fest ein selbstgemaltes Gemeinschaftswerk aus ihrem Hundertwasser-Workshop. Wer sich die Tombola, die Versteigerung und den Film „Ein Tag im Leben der Lutherknirpse“ nicht entgehen lassen will, der sollte am Samstag, den 2. September, zwischen 10 und 14 Uhr, bei den Lutherknirpsen in der Duisserner Martinstraße vorbeischauen.
Text und Bild: Sabine Merkelt-Rahm