Pressemitteilung

Evangelische Kirche trauert um Pfarrerin Barkenings-Siegmann

  • Nr. Pressemitteilung
  • 05.12.2023
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Die Evangelische Kirche in Duisburg trauert um Pfarrerin i.R. Erika Barkenings-Siegmann, die Ende November im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Die Theologin war viele Jahre Vorsitzende des Gesamtverbandes Evangelischer Kirchengemeinden in Duisburg und dort vor allem mit finanziellen und baulichen Fragen in damals noch zwei Duisburger Kirchenkreisen befasst. Als Pfarrerin war sie in der Krankenhausseelsorge, danach in der Gemeinde Obermeiderich und später lange Zeit an der Pauluskirche in Hochfeld tätig. Mit ihrer Gemeinde kämpfte sie um ihre Gleichstellung als „Pfarrvikarin“ mit den männlichen Pfarrern. Erika Barkenings-Siegmann wurde schließlich die erste verheiratete Pfarrerin in der rheinischen Kirche. Zusammen mit ihrem Mann, Pfarrer Hans-Joachim Barkenings – 2016 verstorben -, engagierte sie sich für ihre Kirche und insbesondere für den christlich-jüdischen Dialog.

„Ich würde wieder Pfarrerin werden“ sagte Erika Barkenings-Siegmann 2012 anlässlich ihres 50jährigen Ordinations-Jubiläum. Die gebürtige Ruhrorterin hatte Theologie studiert, das Vikariat abgeschlossen und strebte als Pfarrvikarin eine Pfarrstelle an. Doch in den siebziger Jahren war das in der rheinischen Kirche nicht so ohne weiteres möglich. Fast wäre ihr die Heiratsabsicht mit dem Theologen Hans-Joachim Barkenings zum unüberwindlichen Hindernis für die Berufstätigkeit geworden, denn eine verheiratete Frau im Pfarramt war damals nicht vorstellbar.
„Erst die Ordination, dann die Hochzeit“, riet ein wohlmeinendes Mitglied der Kirchenleitung den beiden, denn die Ordination ließ sich nicht zurücknehmen. Später kämpfte das Hochfelder Presbyterium, das die Pfarrerin angestellt hatte, sieben Jahre, um die Gleichstellung ihrer „Pfarrvikarin“ mit den männlichen Pfarrern zu erreichen. Das Presbyterium gewann die Auseinandersetzung, Frau Barkenings wurde die erste verheiratete Pfarrerin in der rheinischen Kirche.

Dazwischen lagen ab 1961 verschiedene Stationen ihrer Berufstätigkeit: zunächst die Krankenhausseelsorge in der Frauen- und Kinderklinik Duisburg. Hinzu kam aufgrund einer personellen Notlage in Ruhrort die Übernahme von etlichen Arbeitsgebieten in gleich zwei Pfarrbezirken. In dem von der Schifffahrt geprägten Stadtteil kamen ihr die schon im Elternhaus gemachten Erfahrungen mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen auf dem Strom zugute, denn zu mancher Taufe oder zum Gespräch an Bord führte der Weg über schwankende Planken.

Nächste Stationen der Pfarrvikarin waren Obermeiderich und ab 1965 Hochfeld, wo sie gleich zwei Pfarrbezirke zu betreuen hatte. 1972 erhielt Frau Barkenings-Siegmann – nunmehr Pfarrerin – im Presbyterium endlich Sitz und Stimme. Allerdings gab es immer noch eine Einschränkung: Bei Ablehnung einer Frau für die Durchführung einer Trauung oder Beerdigung musste ein männlicher Kollege einspringen. „Aber das ist nie passiert“, berichtete die Theologin.

Das Bild wurde 1979 aufgenommen und zeigt Pfarrerin Barkenings-Siegmann mit Diakoniepfarrer Wolfgang Eigemann (Foto: Archiv Evangelischer Kirchenkreis Duisburg, Andreas Probst).

 

  • Rolf Schotsch
  • Andreas Probst