„Wir alle wissen, dass wir anders leben müssen, wenn wir dauerhaft menschenwürdiges Leben auf diesem Planeten erhalten wollen“, ist Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, überzeugt. Dass symbolische Schritte zu Motivation und Umdenken beitragen können, hat er Ende September in Duisburg Meiderich gezeigt.
Dass die Evangelische Kirchengemeinde Meiderich ein Ziel seiner Aktion „Sieben Bäume der Hoffnung“ war, hat einen Grund. „Nachhaltigkeit, Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung stehen bei uns ganz oben an“, sagt Heidi Kloppert, Vorsitzende des Presbyteriums. Getreu der Devise „Handeln statt Reden“ hat die Gemeinde bereits einiges auf den Weg gebracht.
Mit Katja Hüther wurde sogar eine eigene Klimaschutzbeauftragte berufen. Was sie, Kloppert und viele engagierte Menschen in der Gemeinde auf den Weg gebracht haben, hat bei Latzel großen Eindruck hinterlassen. Auch bei Duisburgs Superintendent Dr. Christoph Urban.
Die Gemeinde hat eine Solaranlage auf dem Dach des Gemeindezentrums errichtet, die Kirche, das Gemeindezentrum und den Kirchplatz mit LED-Beleuchtung ausgestattet, Müllsortierung und Müllreduktion auf den Weg gebracht, durchweg umweltfreundliche Materialen genutzt und benutzt, einen Gemeindegarten aufgebaut oder fairen Einkauf auf ihre Fahnen geschrieben.
Regelmäßige Müll-Clean-Up-Aktionen im Stadtteil, eine Klimafasten-Aktion, Recyclingprojekte wie Kronkorken- und Kerzensammlungen, Klimafrühstück und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Umweltgruppen sind inzwischen auf große Resonanz gestoßen. „Die schrittweise Erfüllung von Klimazielen ist uns wichtig. Wir sind gerade dabei, Energiecontrolling und Gebäudesteckbriefe zu erstellen und bei der Angst vor Energieknappheit mit gutem Beispiel voranzugehen“, so Katja Hüther.
Mit weiteren guten Beispielen vorangehen und die Menschen motivieren, diesen zu folgen, will auch Präses Thorsten Latzel mit seiner Baumpflanzaktion. In Meiderich waren in der vergangen Woche über 100 Menschen, Jung und Alt, Klein und Groß, mit im Klimaboot, als er ein Apfelbäumchen der Sorte „Rebella“ pflanzte. „Die ist robust und zäh“, betonte er. Der Name der oft vergessenen „Uralt-Sorte“ stehe zudem für protestantische Widerstandsfähigkeit gegen die Zerstörung von Natur und Leben.
„Bäume zu pflanzen ist ein Zeichen der Zuversicht, des Vertrauens in die Zukunft“, verdeutlichte Superintendent Christoph Urban, „denn Bäume brauchen ihre Zeit, zu wachsen und es dauert lange, bis sie Frucht bringen. Damit es eine Zukunft gibt, müssen wir unser Leben so einrichten, dass wir nicht nur heute und morgen leben können, sondern eine ganz lange Zeit.“ Mahnend ergänzt er: „Und nicht nur wir, sondern unsere Kinder und Enkelkinder. Das haben wir lange vernachlässigt.“
Zuversichtlich und fröhlich ging es in Meiderich zu. Auf dem Kirchengelände, Auf dem Damm, wurden Dämme der Angst und Skepsis gebrochen. Die Kinder des Kindergartens sangen fröhliche Lieder, auf der Gitarre von Dirk Strerath vom pastoralen Team begleitet. Die vielen Besucher stimmten mit ein. Es gab selbstgebackenen Apfelkuchen. Vor allem aber herrschte die Zuversicht, einen Beitrag zum Nach- und Umdenken geleistet zu haben.
Dass Präses Latzel mit seinem Besuch in Meiderich auch Signale für die Gemeindearbeit der Zukunft gegeben habe, wird seine Wirkung haben, zeigte sich die jetzt in den Ruhestand gegangene Pfarrerin Monika Gebhardt begeistert von der Aktion: „Ein wegweisender Moment zum Ende meiner offiziellen Dienstzeit.
Text: Reiner Terhorst