Seit einiger Zeit treffen sich meist russischsprachige protestantische Christinnen und Christen jeden Sonntag um 15 Uhr im Ungelsheimer Gemeindehaus der Evangelischen Auferstehungsgemeinde Duisburg Süd zum Gottesdienst und Beisammensein. Wenn sie als Gemeinde zusammenkommen und Gottesdienst feiern, dann treffen unterschiedlichste kirchliche Traditionen aus der Ukraine, aus Kasachstan und aus Russland aufeinander. „Wir versammeln uns, um uns gegenseitig zu helfen, nach dem Evangelium zu leben, gemeinsam Gott zu preisen und zu beten. Wir bemühen uns, uns um unsere Nächsten zu kümmern.“ sagt Alexej Bedasch. Ihn haben die Christinnen und Christen, deren Muttersprache Ukrainisch oder Russisch ist und die in der Ungelsheimer Auferstehungskirche ihre mehrsprachigen Gottesdienste feiern, zu ihrem Leiter gewählt. Mit einem Team um sich herum organisiert er das Gemeindeleben und predigt oft selbst in den Gottesdiensten. „Wir teilen miteinander Freude und Leid und feiern das Heilige Abendmahl“ sagt der gebürtige Ukrainer, der seit 2005 in Deutschland lebt, und fügt hinzu: „Da wir so unterschiedlich sind, bemühen wir uns, miteinander sorgsam umzugehen. In den zentralen Fragen streben wir die Einheit miteinander an. In Fragen, die nicht von zentraler Bedeutung sind, bewahren wir unsere Freiheit. In allem aber streben wir an, die Liebe im Alltag und in der Gemeinde zu leben.“
Im Gottesdienst werden nicht nur Lieder in russischer Sprache, sondern auch in deutscher gesungen. „Und die Predigten in russischer oder ukrainischer Sprache werden direkt ins Deutsche übersetzt, denn wir freuen uns auch über Besucherinnen und Besucher, die nur Deutsch verstehen“ erklärt der 43jährige, der im „Hauptberuf“ Arzt für Innere Medizin ist. Während der Predigt am Sonntag gibt es eine Bibelschule für Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren. Nach dem Gottesdienst bleiben alle meist noch bis 18 Uhr zusammen, um miteinander zu sprechen und bei Getränken, Gebäck und herzhaften Speisen Gemeinschaft zu erleben.
Alexej Bedasch ist inzwischen selbst Mitglied der Evangelischen Auferstehungsgemeinde Duisburg Süd. Dessen Presbyterium hat ihn gebeten, die Ausbildung zum Prädikanten der Evangelischen Kirche im Rheinland zu machen. Am Ende dieser Ausbildung steht die Ordination. Mit ihr ist der Auftrag zur Verkündigung und zur Feier der Sakramente Taufe und Abendmahl verbunden. Es handelt sich um eine theologische Ausbildung mit vielen Bezügen zur Praxis. Natürlich gehört auch die Seelsorge zum Dienst einer Prädikantin oder eines Prädikanten.
Alexej Bedasch gehörte ursprünglich der orthodoxen Kirche an. „Aber am Leben der Gemeinde habe ich kaum teilgenommen“ sagt er rückblickend bei seiner Vorstellung im aktuellen Brief der Auferstehungsgemeinde. „Wirklich zum Glauben gefunden habe ich erst im Jahr 2001 im Kontakt mit einer frei-evangelischen Gemeinde auf der Halbinsel Krim. Seit 2005 bin ich Mitglied der evangelischen Kirche in Deutschland. Allerdings habe ich lange keine Heimat in einer landeskirchlichen Gemeinde gefunden. Daher habe ich am Gemeindeleben des Großenbaumer `Wera Forums` teilgenommen. Die Mitgliedschaft wurde nicht nur für mich in dieser Gemeinschaft immer schwerer. 2018 habe ich mich vom Wera-Forum verabschiedet.
Seitdem Leiter er ehrenamtlich die russischsprachige Gemeindegruppe. „Wir sind froh, in der Auferstehungsgemeinde eine Heimat gefunden zu haben in der wir unseren Glauben frei leben und unsere Traditionen nicht aufgeben müssen.“ Er und viele aus der Gruppe bringen sich in das Leben der Gemeinde und der Stadtteile im Duisburger Süden ein: Gemeinsam haben sie in diesem Frühjahr einen Friedensgottesdienst gestaltet, für die Geflüchteten aus der Ukraine, die eine Zeitlang im Schulzentrum am Biegerpark untergebracht waren, haben sie gedolmetscht und für die vom Krieg betroffenen Menschen Spenden gesammelt. „Und wir haben auch schon einige Gottesdienste mit den Jugendlichen unserer Auferstehungsgemeinde gefeiert. Ich freue mich auf viele Begegnungen, gemeinsame Aktionen und Gottesdienste!“
Infos zur Evangelischen Auferstehungsgemeinde Duisburg Süd gibt es im Netz unter www.evaufdu.de.
Das Bild zeigt Mitglieder der Gruppe der russischsprachigen Christinnen und Christen vor dem Ungelsheimer Gemeindezentrum (Foto: Alexej Bedasch).