Genau zwei Jahre ist es her, dass der rassistische Anschlag in Hanau neun Menschenleben kostete. Der Opfer wurde jetzt vor der Pauluskirche in Duisburg Hochfeld gedacht. Gut 150 Menschen waren trotz widrigen Wetters gekommen, um ein deutliches Zeichen für ein friedliches Miteinander ohne Terror und Gewalt zu setzen.
„Rassismus zerstört Leben“, lautete die Botschaft. Dem Terror und Rassismus in aller Deutlichkeit und mit aller Kraft und Macht entgegenzuwirken, war das Anliegen und das letztlich erreichte Ziel der Hochfelder Kundgebung.
Pfarrer Sören Asmus vom Referat für interreligiösen und interkulturellen Dialog des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, und sein langjähriger Kollege, Pfarrer Tijmen Aukes, hatten schon im Oktober letzten Jahres erste Kontakte geknüpft, um gemeinsam mit weiteren Kirchen, Religionsgemeinschaften, Organisationen und Institutionen zu signalisieren, dass das, was da passiert ist, „uns allen nicht egal ist.“
Kurz nach dem Anschlag am 19. Februar 2020 in Hanau gab es eine Trauerfeier, organisiert von der DITIB Moschee. Im letzten Jahr rückte Corona-bedingt das Mahnen, Gedenken und Erinnern in den Hintergrund. Jetzt wurde wieder gemeinsam Flagge gegen Rassismus, für Menschenfreundlichkeit und Toleranz gezeigt.
Die evangelische und die katholische Kirche in Duisburg, muslimische Gemeinden, die griechisch-orthodoxe Kirche und viele Organisationen waren zur Pauluskirche gekommen, um Fürbitten zu halten, fest entschlossen, dass mit dem Gedenken an die Opfer zugleich festgestellt wird, dass die Täter niemals über die Opfer triumphieren dürfen.
„Es ist schon bewegend, dass wir hier alle an einem Strang ziehen, am Strang der Menschlichkeit und des friedlichen Zusammenlebens“, befand Schwester Martina Paul von der katholischen Kirchengemeinde Liebfrauen. Jede der teilnehmenden Kirchen und Religionsgemeinschaften hat Gebete in ihrer eigenen Tradition vorgetragen.
Als sich Teilnehmerinnen mit T-Shirts zeigten, auf denen die Gesichter der in Hanau Ermordeten zu sehen waren, wurde es ganz still auf dem Vorplatz des Hochfelder Gotteshauses. Dr. Christoph Urban, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg: „Der Anschlag von Hanau war eine fürchterliche Tat. Neun Menschen sind ermordet worden, weil sie anders, weil sie fremd waren. Wir erinnern heute an diese Opfer.“ Zugleich sprach er von einem Vierklang aus Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen: „Wir wollen die Opfer von Rassismus nicht vergessen. Wir suchen Gerechtigkeit für alle Menschen in unserer Stadt und in unserem Land. Wir brauchen die Aufklärung über die Vorgänge in Hanau, aber auch über die Strukturen und Verhaltensweisen, die den Rassismus in unserem Leben hervorbringen. Wir müssen Konsequenzen ziehen, damit das Leben ohne Angst, Verletzung, Ausgrenzung und Herabwürdigung für alle Menschen möglich wird.“
Hanau, so Urban weiter, stehe für die Erkenntnis, dass Rassismus tödlich ist, und dafür, „dass Rassismus uns alle bedroht, weil menschenfeindliche Gewalt in unserem Alltag lauert. Gegen das Virus des Rassismus helfen keine Masken, sondern allein Solidarität und Lernbereitschaft.“
Pfarrer Martin Hoffmann von der Evangelischen Gemeinde Hochfeld, ist sich sicher, dass die Kundgebung vor der Pauluskirche genau diese Solidarität gesteigert habe, in Hochfeld, aber auch weit darüber hinaus.
Text: Reiner Terhorst
Das Bild zeigt Mitwirkende der Gedenkveranstaltung vor der Hochfelder Pauluskirche (Foto: Bartosz Galus).