Pressemitteilung

Von den fossilen Energien loskommen - Duisburger Kirchenparlament beschließt treibhausgasneutrale Gebäudeplanung

  • Nr. Pressemitteilung
  • 05.11.2022
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Eines der zentralen Themen der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg am letzten Wochenende in Meiderich war das „Konzept zur Treibhausgasneutralität mit dem Schwerpunkt Gebäudebedarfsplanung“. Welche Gebäude bleiben sollen und welche nicht zu halten sind, beschäftigt Gemeinden und Kirchenkreis schon seit geraumer Zeit. Mit dem neuen Konzept aber kommen nun neben finanziellen Kriterien als Entscheidungsgründe auch umweltpolitische hinzu: So sollen laut Konzept in Gemeinden, kreiskirchlichen Einrichtungen und Werken zukünftig nur noch treibhausgasneutrale Gebäude genutzt werden. Dazu müssen Gemeinden und Kirchenkreis entscheiden, welche Gebäude bis 2027 aufgegeben werden müssen. Die verbleibenden Gebäude sollen bis 2035 durch Investitionen und Umrüstungsmaßnahmen treibhausgasneutral werden. Vor der Abstimmung richtete sich Superintendent Dr. Christoph Urban mit einem Appell an die Synodalen: „Mit diesem Beschluss kümmern wir uns alle darum, dass wir bald von fossilen Energien loskommen und unseren deutlichen Beitrag zur Bewahrung von Gottes guter Schöpfung leisten.“ Die Abgeordneten des Duisburger Kirchenparlamentes haben das Konzept einstimmig beschlossen.

Weiterer Tagesordnungspunkt waren die Berichte aus den Gemeinden, Einrichtungen und Werken. In seinem eigenen Jahresbericht machte Superintendent Dr. Urban die Beobachtung, dass Gemeinden und Kirchenkreis eine Menge miteinander gestemmt hätten, „jeder und jede dort, wo er oder sie Verantwortung trägt, aber auch zusammen.“ Er sei stolz auf so viele Haupt- und Ehrenamtliche, die sich innerhalb des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg engagieren und so viel auf die Beine stellen. Zugleich beobachte er, dass „die große, überwältigende Mehrheit der Haupt- und Ehrenamtlichen in diesem Kirchenkreis kämpft bis zum Abwinken“ und dass die Arbeitsbelastung haupt- wie ehrenamtlich sehr hoch ist. Zudem dürfe man sich nichts vormachen. „Als Kirche sind wir gegenwärtig eine Organisation im Rückbau. Deshalb können wir nicht auf jede neue Aufgabe oder jede neue Lücke in der Personaldecke mit Arbeitsverdichtung reagieren…. Ich stehe aber dafür, dass wir die Veränderungen unserer Kirche aktiv gestalten, aber dass wir bei alledem trotzdem darauf achten, dass wir uns nur so viel auf den Teller nehmen, wie wir essen können.“

Viel Diskussion gab es auch Freitagabend zum Positionspapier der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), in dem 16 Projekte wie „Junge Kirche“, Stärkung des Ehrenamtes oder „Serviceorientierte Kasualpraxis“ beschrieben werden. „Wir gestalten ´evangelisch rheinisch´ zukunftsfähig“ heißt das Positionspapier. Vor den Gruppenarbeiten gab es Input durch Oberkirchenrätin Henrike Tetz von der  EKiR und Moderator Prof. Dr. Dieter Beese von der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum. Jetzt soll der Kreissynodalvorstand einen Plan erarbeiten, wie an den Themen weitergearbeitet werden kann.

Was finanziell möglich ist, geben die Haushaltsplanungen von Kirchenkreis und Gemeinden vor, die auf der Tagung am Samstag vorgestellt wurden. Für das Haushaltsjahr 2023 wird mit 60.344 Mitgliedern in den 15 Gemeinden des Duisburger Kirchenkreises gerechnet und eine Summe von 14.108.427 Euro einkalkuliert. Von der dem Duisburger Kirchenkreis zur Verfügung stehenden Summe werden im Vorwegabzug teilweise Gemeindepfarrstellen, kreiskirchliche Pfarrstellen oder z.B. der Trägeranteil für die Kindergartenarbeit entnommen. Nach diesen Abzügen erhalten die Gemeinden von der restlichen Summe von 9.376.737,00 Euro einen anteiligen Verteilbetrag von 75,36 % (7.066.309 Euro), der Kirchenkreis 24,64% (2.310.428 Euro). Die beiden Summen sind etwas größer im Vergleich zum Vorjahr. Es gäbe keinen Grund sich zurückzulehnen, warnt Verwaltungsleiterin Svenja Stepper, denn im Haushalt machen die Duisburger Kirchensteuergelder nur knapp die Hälfte aus; die andere Hälfte erhält der Duisburger Kirchenkreis über eine Art Solidarausgleich aus einem Topf der Landeskirche, in den reichere Kirchenkreise Finanzmittel beisteuern und aus dem ärmere Kirchenkreise Ausgleichsmittel erhalten. „Die Finanz- und Mitgliederstarken Kirchenkreise der Evangelischen Kirche im Rheinland steuern viel dazu bei, dass wir in Duisburg beständig planen und weiterarbeiten können. Wenn die zu verteilende Summe in der Evangelischen Kirche im Rheinland durch die wirtschaftliche Entwicklung und die damit verbundenen Kirchensteuerzahlungen geringer wird, werden wir geringere Mittel erhalten. Und darauf sollten wir uns schon jetzt nachhaltig vorbereiten.“ Der Haushalt des Kirchenkreises sowie alle weiteren beschlossenen Haushaltspläne liegen zur Einsicht vom 8.11.2022 bis 15.11.2022 im Verwaltungsamt, Am Burgacker 14 – 16, öffentlich aus. Interessierte melden sich bitte unter 0203 / 29513106 an.

Aufhorchen ließ am Synodensamstag die Abgeordneten des Kirchenparlamentes und die anwesenden Gäste der Zwischenbericht der sogenannten „AG Aufgabenkritik“. Angesichts noch größerer erwarteter rückläufiger Gemeindegliederzahlen und geringerem Finanzspielraum hatte die Synode schon im Herbst 2019 den Kreissynodalvorstand beauftragt, eine kritische Überprüfung der Aufgaben von kreiskirchlichen Einrichtungen, Referaten und Werken vorzunehmen. Dass diese Aufgabenkritik nun schneller vorangetrieben werden soll, hängt auch mit der aktuellen Entwicklung zusammen: Angesicht der Teuerungsrate in Deutschland (im lfd. Jahr oberhalb von 7 Prozent) steigen die Kirchensteuererträge zwar nominal, verlieren aber real an Finanzkraft. Die deutlichen Warnsignale führten zu dem Beschluss, nach dem alle kreiskirchlichen Aufgabenfelder jetzt konkrete Einsparmaßnahmen für 2025 und 2030 erarbeiten und diese schon im Sommer nächsten Jahres vorstellen sollen. „Die AG Aufgabenkritik steht allen kreiskirchlichen Aufgabenfeldern dabei als „Sparringspartnerin“ zur Verfügung“ heißt es dazu in der Vorlage. Dabei sollen anhand verbindlicher Rahmenbedingungen die Fortführung der Aufgaben generell bzw. deren Leistungsumfang hinterfragt werden. Der Beschluss wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Zur nächsten Tagung kommt die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg am ersten Juniwochenende 2023 zusammen.

Stichwort Kreissynode:
Die Kreissynode leitet den Kirchenkreis. Sie ist vergleichbar mit dem Parlament auf politischer Ebene. Die Kreissynode setzt sich zusammen aus Pfarrerinnen und Pfarrerinnen und gewählten Presbyterinnen und Presbyter, die von den einzelnen Kirchengemeinden als Delegierte entsandt werden, sowie berufenen Mitgliedern. Laut Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland dürfen Theologen in einer Kreissynode nicht in der Mehrzahl sein. Die Kreissynode trifft sich in der Regel zweimal im Jahr und tagt ein oder zwei Tage.

  • Rolf Schotsch
  • Rolf Schotsch