Evangelischer Kirchenkreis Duisburg leistet auch seelsorgerische Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge

Als die Stadt Duisburg dringend darum bat, die in immer größerer Zahl ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine seelsorgerisch zu betreuen, ist der Evangelische Kirchenkreis Duisburg schnell aktiv geworden und hat ein Netzwerk von Hilfen aufgebaut.

In den vier zu Notunterkünften umfunktionierten Sporthallen im Schulzentrum Süd am Biegerpark können die Geflüchteten etwas zur Ruhe kommen. Sie – überwiegend sind es Frauen mit Kindern – bekommen durch viele Ehrenamtliche wichtige Unterstützung in allen Lebensbereichen. Dankbarkeit macht sich breit, doch die Ängste und Sorgen um die in der unter Bombenbeschuss stehenden Heimat zurückgebliebenen Familienangehörigen belasten Körper, Geist und Seele. Die große Spendenbereitschaft ist die eine Sache, das persönliche Gespräche die andere. Insbesondere die Kinder leiden unter der Kriegskatastrophe. Die Mütter versuchen alles, Extremsituationen von ihnen fernzuhalten, was oft, aber nicht immer gelingt. Je mehr Menschen ihnen dabei helfen, desto geringer wird die psychische Belastung.

„Als wir in unserer Gemeinde einen Aufruf starteten, um ehrenamtliche Unterstützer zu bekommen, wurden wir fast überrannt“, blickt Bodo Kaiser, Pfarrer der Evangelischen Auferstehungsgemeinde Duisburg, Süd innerlich bewegt auf die „Motivationswelle“ und Hilfsbereitschaft der letzten Tage zurück. „Es vergeht wirklich kein Tag, an dem nicht Leute von uns hier vor Ort sind“, sagt er vor der Halle des Bertolt-Brecht-Berufskollegs, schließt darin aber ausdrücklich auch die anderen Hilfsorganisationen ein.

Bei seinem Besuch vor Ort, gemeinsam mit dem Superintendenten des Kirchenkreises Duisburg, Dr. Christoph Urban, und Klaus Andrees, einer der für die Notfallseelsorge im Kirchenkreis Verantwortlichen, konnte er sich zum wiederholten Mal vergewissern, dass das alles gut koordiniert ist.
Für Abwechslung und trotz allem Leid fröhliche Kinderaugen sorgte ein schnell von der Auferstehungsgemeinde organisierter Zoobesuch. Der bereitete den Kindern Freude und gab den Müttern die Gelegenheit, sich um neue Nachrichten aus der Heimat zu kümmern. „Ich zucke immer zusammen, wenn mein Handy klingelt und bete, dass ich keine schlimmen Nachrichten von zuhause bekomme“, sagt eine Mutter unter Tränen.

„Die Belastung ist groß“, bestätigt Klaus Andrees, und meint damit sowohl die Geflüchteten als auch die Dolmetscher, Helfer und Notfallseelsorger. Die Angekommenen schätzen deren Arbeit, die ein bisschen Licht in die trostlose Dunkelheit bringt.
Oft sind die Geflüchteten nur mit dem Allernötigsten ausgestattet. Da helfen die Sachspenden enorm weiter. Aber Sprach- und die Bürokratie bringen sie manchmal nahezu zur Verzweiflung. „Ich bewundere die Mütter, die cool bleiben, damit ihre Kinder nichts oder nur wenig von ihrem Gemütszustand mitbekommen“, so Pfarrer Kaiser, der mit allen Pfarrern und Gemeinden im Süden eng kooperiert, um die Hilfsmaßnahmen zu bündeln.

Superintendent Christoph Urban bringt es auf den Punkt: „Es geht hier im Wesentlichen darum, einfach da zu sein und die Menschen zu stützen, und das zu allen Tageszeiten, morgens, mittags, nachmittags und auch abends.“ Er zeigt sich beim Besuch vor Ort mehr als angetan von dem, was die Süd-Gemeinden bereits auf den Weg gebracht haben. Das werde alle noch eine längere Zeit stark beanspruchen.

Nachdem nun auch die Kraftzentrale im Landschaftspark Nord kurzfristig zur Notunterkunft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine eingerichtet wurde, schließen sich jetzt die Nord-Gemeinden des Kirchenkreises kurz, um dort ebenfalls schnell seelsorgerische Hilfe leisten zu können.

Text: Reiner Terhorst

Das Bild wurde gestern in der Notunterkunft an den Sporthallen im Schulzentrum Duisburg Süd am Biegerpark aufgenommen und zeigt v.l. Notfallseelsorger Klaus Andrees, Superintendent Dr. Christoph Urban und Pfarrer Bodo Kaiser (Foto: Reiner Terhorst).

  • 15.3.2022
  • Rolf Schotsch
  • Reiner Terhorst